„Versagen und Skandale“ – Scharfe Kritik der Zeitung Maariv an der Leistung der israelischen Armee im Gazastreifen

Teheran (IRNA) – Die zionistische Zeitung Maariv hat angesichts einer Reihe jüngster Rückschläge und Skandale die israelische Armee heftig kritisiert. In einem Beitrag wirft die Zeitung der Armee mangelnde Lageeinschätzung, fehlende Professionalität sowie Defizite an Transparenz und Aufrichtigkeit auf allen Ebenen vor.

Wie die emiratische Nachrichtenseite Erem News am frühen Dienstagmorgen berichtete, hebt Maariv insbesondere ein Ereignis im Viertel Tel as-Sultan im vergangenen Monat hervor: Dabei töteten israelische Soldaten 15 palästinensische Ersthelfer und Zivilisten – ein Vorfall, den die Zeitung als besonders beschämend und symptomatisch für tieferliegende strukturelle Probleme in der Armee bezeichnet.

Maariv fordert eine grundlegende und umfassende Aufarbeitung dieser Missstände, insbesondere in drei Bereichen: erstens bei der operativen Lageeinschätzung, zweitens bei der Wahrheitsvermittlung – von der untersten Befehlsebene bis zum Sprecherbüro und Generalstab – und drittens bei der professionellen Umsetzung militärischer Operationen.

Der tödliche Angriff im Viertel Tel as-Sultan kostete vor allem unschuldige Zivilisten, medizinisches Personal und Helfer des Roten Halbmonds sowie der UNO das Leben – laut Maariv ein schwerer Schlag für das Ansehen der israelischen Streitkräfte.

Die Zeitung verweist zudem auf den Vorfall mit drei israelischen Gefangenen – Alon Shamriz, Samer Altlalka und Yotam Haim –, die sich nach rund 70 Tagen Gefangenschaft selbst befreien konnten. Obwohl sie sich laut Vorschrift mit weißen Fahnen näherten, wurden sie von israelischen Soldaten irrtümlich erschossen – ein tragischer Fall von tödlichem Versagen.

Wachsende Kritik nach neuen Verlusten

Die Kritik am israelischen Militär verstärkte sich weiter nach der Veröffentlichung eines Videos der Al-Qassam-Brigaden, dem militärischen Arm der Hamas. In dem Video ist ein gezielter Hinterhalt namens „Bruch des Schwertes“ gegen israelische Soldaten in Ost-Bait Hanun (im Norden des Gazastreifens) zu sehen, der sich am Samstag zuvor ereignet hatte.

Generalmajor Yitzhak Brik, Reservist und prominenter Kritiker innerhalb des israelischen Militärs, räumte in einem Artikel für Maariv ein, dass die Armee im Gaza-Krieg keine nennenswerten militärischen Erfolge erzielt habe. Hamas habe dem israelischen Militär eine schmerzhafte Niederlage zugefügt, die tiefe Spuren hinterlassen werde.

Brik erklärte weiter, dass Israel in diesem Krieg keine seiner Ziele erreicht habe – weder die Zerschlagung der Hamas noch die Befreiung der israelischen Gefangenen. Er sprach von einem „sinnlosen Krieg“, der große Verluste verursachte, ohne einen strategischen Wandel herbeizuführen.

Mangelhafte Ausbildung – Rückzug von Reservisten

Die israelische Rundfunkanstalt enthüllte unterdessen, dass die Armee aufgrund wachsender Beschwerden über unzureichende Ausbildung und lebensbedrohliche Einsätze zahlreiche Reservisten aus dem Gazastreifen abziehen musste. Demnach seien auch Soldaten der Givati- und Golani-Brigaden in den Kampf geschickt worden, obwohl sie ihre Grundausbildung noch gar nicht abgeschlossen hatten – eine Maßnahme, die den akuten Mangel an Truppen offenbart.

Schwere Sicherheitslücke

Nach Veröffentlichung des Hamas-Videos äußerten sich auch militärische Analysten besorgt:
Almog Boker, Militärexperte von Kanal 12, sprach von einem „gefährlichen Zwischenfall“, der auf ein gravierendes Versagen der Militärführung hindeute. Nur reines Glück habe verhindert, dass weitere israelische Soldaten in die Hände der Hamas gefallen seien.

Itzik Zvartz, Militärreporter von Kanal 10, erklärte, das Video zeige klar, wie schwerwiegend das sicherheitspolitische Scheitern gewesen sei. Dass es Hamas-Kämpfern nicht gelungen sei, verwundete Soldatinnen aus einem beschädigten Militärfahrzeug zu entführen, sei allein dem Zufall zu verdanken.

Er betonte, der Vorfall zeige die gefährliche Lage und die erheblichen Defizite in der Einsatzvorbereitung der israelischen Truppen – und wie leicht sich dieser Vorfall in eine noch größere Katastrophe hätte verwandeln können.

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