Die Zusammenarbeit, die sich in Waffenverkäufen und Militärpaketen äußert, hat nicht nur Israels Verteidigungskapazitäten gestärkt, sondern auch eine kontroverse Debatte über ihre Auswirkungen auf die palästinensischen Gebiete ausgelöst. Dieser Artikel beleuchtet den historischen Kontext der deutsch-israelischen Militärbeziehungen, den statistischen Umfang dieser Transaktionen und ihre Auswirkungen vor Ort.
Historischer Überblick
Die Ursprünge der deutschen Militärhilfe für Israel lassen sich bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zurückverfolgen. Deutschland, das sich mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandersetzte, war bestrebt, mit dem jüdischen Staat Wiedergutmachung[i] zu leisten. Der Wendepunkt kam 1952 mit dem Luxemburger Abkommen, das deutsche Reparationszahlungen an Israel vorsah. Dieses Abkommen umfasste zwar zunächst keine militärische Hilfe, bereitete aber den Boden für die künftige Verteidigungszusammenarbeit. Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre[ii] begann eine verdeckte militärische Zusammenarbeit, bei der Deutschland Israel mit wichtigen Waffen und Munition belieferte. Diese Beziehung wurde in den 1980er und 1990er Jahren formalisiert, als Deutschland Israel mit fortschrittlichen Waffen belieferte, darunter U-Boote, Panzer und Raketenabwehrsysteme. Die strategische Partnerschaft wurde durch die Genehmigung umfangreicher Militärpakete für Israel durch die deutsche Regierung weiter gefestigt.
Statistische Daten und Vorgänge
Die Quantifizierung des Umfangs der deutschen Waffenverkäufe und Militärpakete an Israel zeigt ein beträchtliches Volumen an Transaktionen im Laufe der Jahrzehnte. Seit Anfang der 2000er Jahre hat Deutschland sechs U-Boote der Dolphin-Klasse an Israel geliefert[iii], die von der deutschen Regierung stark subventioniert wurden. Diese U-Boote im Gesamtwert von rund 3 Milliarden Euro sollen in der Lage sein, Atomraketen abzuschießen, was Israels strategische Abschreckungsfähigkeiten erheblich verbessert. Zwischen 2006 und 2019 hat Deutschland Rüstungsexporte nach Israel im Wert von über 2 Milliarden Euro genehmigt. Ein erheblicher Teil dieser Exporte umfasst fortschrittliche Raketenabwehrsysteme wie die Patriot- und Arrow-Systeme, die für die nationale Verteidigungsstrategie Israels von entscheidender Bedeutung sind. Zusätzlich zu diesen Systemen hat Deutschland verschiedene gepanzerte Fahrzeuge geliefert, darunter die hochmodernen Leopard-2-Panzer.
Zwischen 2014 und 2020 hat Deutschland Rüstungsexporte[iv] nach Israel im Wert von 1,6 Milliarden Euro genehmigt. Allein im Jahr 2018 genehmigte Deutschland Rüstungsexporte nach Israel im Wert von 506 Millionen Euro und ist damit einer der wichtigsten Waffenlieferanten Israels. Zu diesen Exporten gehören nicht nur Großsysteme wie U-Boote und Panzer, sondern auch kleinere Waffen und Munition, die bei den israelischen Militäroperationen eine wichtige Rolle spielen. Bemerkenswert ist auch die finanzielle Unterstützung, die Deutschland für diese Geschäfte leistet. Im Falle der U-Boote der Dolphin-Klasse beispielsweise übernahm die deutsche Regierung bis zu einem Drittel der Gesamtkosten, was die politische und strategische Bedeutung widerspiegelt, die Deutschland seinen Beziehungen zu Israel beimisst. Dieser Umfang an finanzieller und militärischer Unterstützung unterstreicht die Tiefe der bilateralen Verteidigungsbeziehungen zwischen den beiden Nationen.
Auswirkungen auf die palästinensischen Gebiete
Der Einsatz der von Deutschland gelieferten Waffen[v] im israelisch-palästinensischen Konflikt steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und Kritik. Menschenrechtsorganisationen argumentieren, dass diese Waffen bei Operationen eingesetzt wurden, die zu erheblichen Zerstörungen in den palästinensischen Gebieten geführt und die humanitäre Krise verschärft haben. Eines der umstrittensten Elemente ist der Einsatz von U-Booten der Dolphin-Klasse aus deutscher Produktion. Diese U-Boote stehen im Verdacht, eine Rolle bei der seit 2007 bestehenden Seeblockade des Gazastreifens durch Israel zu spielen. Die Blockade hat den Waren- und Personenverkehr stark eingeschränkt, zu einer Arbeitslosenquote von über 50 % beigetragen und dazu geführt, dass fast 80 % der Bevölkerung des Gazastreifens auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.
Der Einsatz von Panzern und Raketenabwehrsystemen aus Deutschland war ebenfalls umstritten. Während der Operation "Protective Edge"[vi] im Jahr 2014 setzten die israelischen Streitkräfte Leopard-2-Panzer und andere von Deutschland gelieferte militärische Ausrüstung ein. Bei der Operation starben über 2.200 Palästinenser, darunter etwa 1.500 Zivilisten. Darüber hinaus wurden rund 18.000 Wohneinheiten zerstört oder schwer beschädigt, wodurch Zehntausende Bewohner vertrieben wurden. Eine weitere Analyse nachfolgender Konflikte, wie z. B. des Gaza-Konflikts im Jahr 2021, zeigt, dass weiterhin von Deutschland gelieferte Waffen eingesetzt wurden. Während dieses 11-tägigen Konflikts wurden über 250 Palästinenser getötet, darunter 66 Kinder. Umfangreiche Schäden an der Infrastruktur führten zu einer weiteren Verschärfung der ohnehin schon katastrophalen humanitären Lage in Gaza. Seit dem 7. Oktober 2023[vii] wurden im Krieg Israels gegen den Gazastreifen mindestens 36.050 Palästinenser getötet und 81.026 verwundet. Die revidierte Zahl der Todesopfer in Israel infolge des Hamas-Angriffs an diesem Tag beläuft sich auf 1.139, wobei Dutzende von ihnen noch immer gefangen gehalten werden.
Eine mögliche deutsche Perspektive auf den Krieg
Die Frage, ob Deutschland Israel militärische Ausrüstung zur Verfügung stellt, ist komplex und vielschichtig, da sie sowohl historische Verantwortung als auch aktuelle politische Dynamik beinhaltet. Historisch gesehen fühlt sich Deutschland aufgrund des Vermächtnisses des Holocausts stark verpflichtet, Israel zu unterstützen. Dieses Verantwortungsgefühl ist tief in der deutschen politischen Kultur verankert und beeinflusst häufig die außenpolitischen Entscheidungen.
Die jüngsten Ereignisse, insbesondere der andauernde Konflikt zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen, haben jedoch in Deutschland erhebliche Diskussionen und Widerstände ausgelöst. Die öffentliche Meinung scheint die unerschütterliche Unterstützung der israelischen Militäraktionen durch die Regierung zunehmend kritisch zu sehen. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass ein erheblicher Teil der deutschen Bevölkerung die militärische Unterstützung Israels ablehnt und nur ein kleiner Prozentsatz die Lieferung von Waffen befürwortet. Darüber hinaus hat die steigende Zahl der zivilen Todesopfer im Gazastreifen zu verstärkter Kritik und Forderungen nach einer ausgewogeneren oder vermittelnden Rolle Deutschlands geführt.
Auch juristische Herausforderungen sind aufgetaucht, mit Gruppen, die die deutsche Regierung verklagen, um Waffenexporte nach Israel zu stoppen, mit der Begründung, dass diese Waffen für Verstöße gegen das Völkerrecht verwendet werden könnten. Auf politischer Ebene hat sich die Rhetorik merklich gewandelt, und einige deutsche Beamte äußern sich besorgt über die humanitären Auswirkungen der israelischen Militäroperationen im Gazastreifen. Die offizielle Haltung Deutschlands ist nach wie vor eine starke, historisch bedingte Unterstützung Israels. Angesichts der jüngsten Ereignisse und der humanitären Bedenken wächst der öffentliche und politische Druck, diese Position zu überdenken oder zumindest abzumildern.
[i] https://monde-diplomatique.de/artikel/!5675078
[ii] https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/199900/zur-geschichte-der-deutsch-israelischen-ruestungskooperation/
[iii] https://www.timesofisrael.com/israel-signs-scandal-ridden-e3-billion-deal-with-germany-to-buy-new-submarines/
[iv] https://www.bundestag.de/resource/blob/992664/3b8ffc5891cf570ba0404a444567f0fe/WD-5-004-24-pdf.pdf
[v] https://www.internationalaffairs.org.au/australianoutlook/nuclear-double-standards-in-the-middle-east/
[vi] https://en.wikipedia.org/wiki/2014_Gaza_War
[vii] https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2024/5/28/israels-war-on-gaza-live-intense-israeli-artillery-shelling-across-rafah