Laut einem Bericht der IRNA vom Dienstag äußerte Ursula von der Leyen tiefes Bedauern über die jüngsten Entscheidungen der USA und sagte vor den Abgeordneten des Europäischen Parlaments: „Lassen Sie mich deutlich sein: Europa hat diese Konfrontation nicht begonnen. Wir halten diese Politik für falsch. Aber meine Botschaft an Sie ist: Wir haben alles, was wir brauchen, um unsere Bürger, unsere Wirtschaft und unsere Werte zu verteidigen.“
Mit Blick auf die von den USA verhängten Zölle in Höhe von 25 % auf Importe von Stahl, Aluminium, Autos, Autoteilen sowie die geplante Besteuerung von Arzneimitteln und Holz fügte sie hinzu: „Diese Zölle sind eine Steuer, die die amerikanischen Bürger für Lebensmittel und Medikamente zahlen werden. Diese Politik wird die Inflation verschärfen und Arbeitsplätze gefährden. Wir suchen keine Konfrontation, aber wenn es notwendig ist, werden wir reagieren.“
Die Kommissionspräsidentin erklärte weiter: „Wir haben den größten Binnenmarkt der Welt. Wir haben Verhandlungsmacht. Wir haben wirtschaftlichen Einfluss. Und die Menschen in Europa müssen wissen, dass wir gemeinsam unsere Interessen und Werte verteidigen werden. Wir wollen keine Vergeltung üben, aber wenn wir dazu gezwungen werden, haben wir eine Gegenstrategie – und wir werden sie einsetzen.“
Von der Leyen verwies auf die langjährigen transatlantischen Beziehungen und ergänzte: „Diese Zölle sind nicht nur eine wirtschaftliche Maßnahme, sondern sie untergraben auch das gegenseitige Vertrauen zwischen beiden Seiten des Atlantiks. Wir haben 75 Jahre Erfahrung in der Zusammenarbeit, doch heute sind viele Europäer über diese Entscheidung der USA tief enttäuscht.“
Sie skizzierte drei zentrale Säulen der EU-Strategie als Reaktion auf die aktuellen Entwicklungen: Verhandlungen aus einer Position der Stärke, Diversifizierung der Handelspartner und die Stärkung des Binnenmarktes. In diesem Zusammenhang betonte sie: „Wir haben bereits Handelsabkommen mit 76 Ländern weltweit und bauen unser Netzwerk weiter aus. Von Lateinamerika über Afrika bis nach Asien – Europa knüpft neue Verbindungen zu den wichtigsten Wirtschaftszentren der Welt. Unsere Botschaft ist klar: Europa ist verlässlich, berechenbar und offen für Handel.“
In einem weiteren Teil ihrer Rede kritisierte sie interne Marktbarrieren innerhalb der EU und erklärte: „Laut einem Bericht des Internationalen Währungsfonds wirken sich unsere internen Hürden wie ein Zoll von 45 % auf die Produktion und 100 % auf Dienstleistungen aus. Das ist inakzeptabel und muss sofort korrigiert werden. Unser Binnenmarkt ist unser sicherer Hafen in einer turbulenten globalen Wirtschaft.“
Diese Aussagen erfolgen zu einem Zeitpunkt, an dem für morgen (Mittwoch, den 2. April 2025) die vollständige Vorstellung des neuen Zollpakets durch US-Präsident Donald Trump erwartet wird. Der Sprecher des Weißen Hauses bezeichnete diesen Tag als den „Tag der wirtschaftlichen Befreiung Amerikas“. Trump hatte zuvor gedroht, umfassende Zölle gegen Länder mit einem Handelsbilanzdefizit gegenüber den USA zu verhängen – eine Politik, die an seine erste Amtszeit erinnert.
Während Trumps erster Präsidentschaft führten die Handelskonflikte zwischen den USA und der EU zu wechselseitigen Zöllen auf Stahl, Aluminium und einige Konsumgüter. Obwohl unter Präsident Joe Biden Bemühungen zur Verbesserung der transatlantischen Beziehungen unternommen wurden, hat Trumps Rückkehr ins Weiße Haus die Sorgen über eine erneute unilaterale US-Handelspolitik verstärkt.
Unterdessen hat sich die britische Regierung zurückhaltend geäußert: Sie zeigte sich zwar unzufrieden über die Einführung der neuen Zölle, verzichtete jedoch auf eine scharfe Reaktion. Premierminister Keir Starmer erklärte, dass „alle Optionen auf dem Tisch liegen“, doch Londons bevorzugter Ansatz sei es, Ruhe zu bewahren und die wirtschaftlichen Verhandlungen mit Washington fortzusetzen.
Angesichts der wachsenden Handelskonflikte zwischen Europa und den USA sind viele Analysten der Ansicht, dass die EU in eine neue Phase der wirtschaftspolitischen Entscheidungsfindung eintreten wird, in der strategische Unabhängigkeit und der Schutz gemeinsamer Interessen eine noch zentralere Rolle spielen werden.