„Kein Bereich eignet sich besser zur Integration der islamischen Nationen als Wissenschaft und Technologie“, betonte Aref. In seiner Rede stellte er die wissenschaftlichen Fortschritte der Islamischen Republik Iran seit der Revolution 1979 heraus. Heute gebe es im Land über 2.500 Hochschulen mit mehr als drei Millionen Studierenden – ein erheblicher Anstieg im Vergleich zu den 176.000 Studierenden vor der Revolution.
Iran trotz westlicher Sanktionen auf dem Vormarsch
Aref hob hervor, dass Iran trotz „ungerechter und unmenschlicher Sanktionen“ durch den Westen bedeutende technologische Erfolge verzeichnen konnte. So habe sich die medizinische Leistungsfähigkeit von Platz 43 auf Platz 9 weltweit verbessert. Auch in den Bereichen Nanotechnologie, Luft- und Raumfahrt, Biotechnologie, Informations- und Kommunikationstechnologie sowie bei wissenschaftlichen Olympiaden und der Alphabetisierung von Frauen seien beachtliche Fortschritte erzielt worden.
Die Zahl der Forschungseinrichtungen habe sich seit der Revolution von 80 auf über 340 vervielfacht. Ebenso sei die Anzahl wissenschaftlicher Mitarbeiter von 900 auf mehr als 63.000 gestiegen. Zudem existieren heute mehr als 13.000 wissensbasierte Unternehmen in Iran.
Künstliche Intelligenz als Schlüssel zur Zukunft
Laut Aref sei die Zeit gekommen, in der Wissenschaft, Technologie und Innovation als zentrale Pfeiler nachhaltiger Entwicklung gelten – insbesondere in muslimischen Ländern. „Wir stehen vor globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Pandemien, Armut und Wasserknappheit, die keine Grenzen kennen“, erklärte er. Die OIC-Mitgliedsländer müssten daher stärker in Forschung und Entwicklung investieren und ihre Strategien miteinander verzahnen.
Ein zentrales Ergebnis des Treffens sei das gemeinsame KI-Dokument, das laut Aref ein Meilenstein für die technologische Souveränität der islamischen Welt sei.
Frauen und Jugendliche im Fokus
Aref betonte die Schlüsselrolle von Frauen und Jugendlichen bei der Entwicklung muslimischer Gesellschaften. Über 1,8 Milliarden Menschen weltweit seien zwischen 10 und 24 Jahre alt, der Großteil lebe in Entwicklungsländern – viele davon in der islamischen Welt. Diese Bevölkerungsgruppe sei „ein wertvoller Motor für Innovation und Fortschritt“.
Er forderte gezielte Programme zur Förderung von Frauen in Forschung und Wissenschaft sowie zur Schaffung von Start-ups und Technologiezentren in Bereichen wie KI, Blockchain und Nanotechnologie.
Islamische Welt bei KI noch unterrepräsentiert
Der Erste Vizepräsident wies darauf hin, dass der Anteil der islamischen Länder an der globalen KI-Wertschöpfung weniger als fünf Prozent beträgt. Dies stehe in starkem Kontrast zum demografischen und wirtschaftlichen Potenzial der islamischen Welt. KI werde in naher Zukunft laut Schätzungen weltweit zwischen 40 und 60 Prozent der Arbeitsplätze beeinflussen, mit einem Verlust von rund 83 Millionen Jobs, aber auch der Schaffung von rund 69 Millionen neuen, KI-basierten Stellen.
Iran schlägt Maßnahmen zur Vertiefung der KI-Kooperation vor
Mit Blick auf die Zukunft schlug Aref eine Reihe konkreter Maßnahmen vor, darunter:
die Einrichtung einer hochrangigen OIC-Arbeitsgruppe für die Entwicklung künstlicher Intelligenz,
die Ausarbeitung einer mittelfristigen und langfristigen Roadmap mit klaren Zielen und Prioritäten,
die Vernetzung islamischer Forschungseinrichtungen und Universitäten,
gemeinsame Finanzierung von Forschungsprojekten und Start-ups im KI-Bereich,
sowie die Erarbeitung einer islamischen Ethikcharta für künstliche Intelligenz, basierend auf den Prinzipien der Scharia, Menschenwürde und sozialer Gerechtigkeit.
Iran bereit zur Führungsrolle
Aref betonte abschließend die Bereitschaft der Islamischen Republik Iran, eine aktive Rolle bei der Entwicklung und Verbreitung von KI-Technologien in der islamischen Welt zu übernehmen. „Künstliche Intelligenz ist nicht nur eine Technologie – sie verändert Gesellschaften, Industrien und das menschliche Zusammenleben tiefgreifend. Gemeinsam können wir eine Zukunft gestalten, in der KI im Dienst der Menschlichkeit, der Gerechtigkeit und der Entwicklung steht“, sagte er.
Das OIC-15-Treffen der Wissenschaftsminister findet vom 28. bis 29. Ordibehesht 1404 (18.–19. Mai 2025) in Teheran statt und versammelt Entscheidungsträger islamischer Länder, um über die Zukunft von Wissenschaft und Technologie in der islamischen Welt zu beraten.