25.11.2023, 11:38
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Die Erfahrungen muslimischer Männer in Deutschland inmitten zunehmender Islamophobie

Teheran (IRNA) _ Der Weg muslimischer Männer in Deutschland verläuft in einem komplizierten Geflecht aus kultureller Identität, religiösem Engagement und gesellschaftlicher Wahrnehmung. Vor dem Hintergrund einer eskalierenden Islamophobie befinden sich diese Menschen häufig in einem Spannungsfeld zwischen Assimilation und Ausgrenzung. Dieser Beitrag befasst sich mit den vielfältigen Herausforderungen, mit denen muslimische Männer in Deutschland konfrontiert sind, und zeigt die nuancierten Auswirkungen von Islamophobie und Rassismus auf ihre Alltagserfahrungen auf. Von Hussein Pabarja

Beschäftigung und wirtschaftliche Teilhabe

Die Beschäftigungslandschaft in Deutschland ist für muslimische Männer ein schwieriger Ort, um eine wirtschaftliche Integration zu erreichen, die für ihre gesellschaftliche Eingliederung entscheidend ist. Dennoch stoßen sie aufgrund von Vorurteilen, Bildungsdefiziten und kulturellen Fehlinterpretationen auf erhebliche Barrieren. Die Beschäftigungsquoten von muslimischen Männern und Frauen mit Migrationsgeschichte[i] liegen mit 61 % bzw. 41 % deutlich unter denen ihrer deutschen Altersgenossen ohne Migrationshintergrund (77 % für Männer und 68 % für Frauen). Diese Ungleichheit wird bei Personen, die aus Nicht-EU-Ländern stammen, von denen die meisten muslimische Mehrheitsstaaten[ii] sind, noch verstärkt. Nach den neuesten Daten lag die Gesamtarbeitslosenquote in Deutschland bei 3,0 %. Genaue Statistiken für Nicht-EU-Bürger waren jedoch nicht zugänglich.

Das Bildungsniveau[iii] ist eine entscheidende Determinante für die Beschäftigungschancen. Im Gegensatz zu bestimmten Annahmen verfügen 30 % der Deutschen mit Migrationshintergrund[iv] über die erforderlichen Hochschulzugangsberechtigungen, ein geringfügig höherer Prozentsatz als die 28,5 % der einheimischen Deutschen. Männer und Muslime, insbesondere Frauen, die ein Kopftuch tragen, sind auf dem Arbeitsmarkt weiterhin mit Diskriminierung und Vorurteilen konfrontiert. Ein erheblicher Teil der deutschen Gesellschaft steht Muslimen ablehnend gegenüber, was sich darin zeigt, dass jeder Zweite antimuslimischer Rhetorik zustimmt. Seit 2017 wurden jährlich zwischen 700 und 1.000 islamfeindliche Straftaten, darunter Bedrohungen, Beleidigungen und Sachbeschädigungen, dokumentiert.

Muslimische Männer sind häufig in schlecht bezahlten Branchen wie dem Gastgewerbe und der verarbeitenden Industrie überrepräsentiert, wo Arbeitsplatzsicherheit und Aufstiegsmöglichkeiten Mangelware sind. Die berufliche Segregation in Verbindung mit der weit verbreiteten Islamophobie hindert muslimische Männer daran, ihre Fähigkeiten effektiv zu nutzen und Aufstiegsmöglichkeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu finden, was sich auf jeden Aspekt der Beschäftigung auswirkt, von der Einstellung bis hin zu den täglichen Interaktionen.

Die Rolle der Medien und des öffentlichen Diskurses

Die Wahrnehmung muslimischer Männer in Deutschland wird maßgeblich von den Medien und dem öffentlichen Diskurs beeinflusst, was häufig zur Bildung negativer Stereotypen führt. Laut einer Studie des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration aus dem Jahr 2013 sieht die überwältigende Mehrheit der Menschen die Darstellung von Muslimen in den Medien negativ[v], unabhängig von ihrem Migrationsstatus. Seit dem 11. September hat sich diese negative Darstellung verstärkt und konzentriert sich nun vor allem auf Terrorismus und Extremismus, während Erfolgsgeschichten oder neutrale Aspekte des muslimischen Lebens wenig Beachtung finden.

Die Islamophobie, die sich durch die Annahme auszeichnet, dass Muslime überwiegend negative und bedrohliche Eigenschaften besitzen, hat zu sozialer Ausgrenzung, Vorurteilen und sogar zur Aufstachelung zur Gewalt geführt. Auch die politische Rhetorik[vi] spielt in dieser Angelegenheit eine Rolle. Die Alternative für Deutschland (AfD), eine rechtsextreme politische Partei, vertritt eine ausdrücklich antimuslimische Agenda. Eine latente Feindseligkeit gegenüber Muslimen ist auch innerhalb größerer politischer Blöcke wie der CDU und der CSU zu beobachten, was sich darin zeigt, dass sie den Islam nicht als integralen Bestandteil der deutschen Kultur anerkennen. Mitte-Links-Parteien wie die Grünen, die SPD und die FDP sind wegen ihrer mangelnden Konsequenz bei der Bekämpfung des institutionellen Rassismus in die Kritik geraten.

Die Ernennung eines Bundesbeauftragten[vii] zur Bekämpfung antimuslimischer Anfeindungen, die Überarbeitung von Lehrplänen und Schulbüchern zur Beseitigung antimuslimischer Inhalte und die Förderung der Beteiligung von Muslimen in staatlichen Einrichtungen sind einige der Empfehlungen zur Lösung dieser Probleme. Die negative Darstellung des Islam in fast 90 % der deutschsprachigen Filme, in denen Terrorismus, Radikalisierung und Unterdrückung im Vordergrund stehen, trägt zu einer verzerrten öffentlichen Wahrnehmung bei.

Die oben genannten Muster und Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit einer gewissenhafteren Methodik bei der Berichterstattung über muslimische Männer in den Medien und im öffentlichen Dialog in Deutschland. Die Förderung nuancierter Darstellungen und die Vermeidung von Sensationslust durch die Medien können einen öffentlichen Diskurs fördern, der besser informiert und weniger von Vorurteilen beeinflusst ist. Dennoch scheint die Reaktion der deutschen Regierung auf diese Bedenken unzureichend zu sein, was die Notwendigkeit umfassenderer Strategien zur Bekämpfung des systemischen Charakters von Islamophobie und Medienvorurteilen innerhalb der Nation unterstreicht.

Infolge der eskalierenden Islamophobie in Deutschland kämpfen muslimische Männer mit Fragen der kulturellen Identität und der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Sie sehen sich erheblichen Hindernissen in Bezug auf wirtschaftliches Engagement und Beschäftigung gegenüber, die in erster Linie auf Vorurteile und Ungleichheiten im Bildungsbereich zurückzuführen sind. Diese Herausforderungen sind bei Nicht-EU-Bürgern, die überwiegend aus Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit stammen, noch ausgeprägter. Trotz eines mäßigen akademischen Leistungsniveaus sind sie auf dem Arbeitsmarkt weiterhin benachteiligt. In den Medien und im öffentlichen Diskurs werden häufig Vorbehalte gegenüber Terrorismus und Extremismus geäußert, was zu ihrer sozialen Ausgrenzung beiträgt. Die antimuslimische Rhetorik politischer Parteien wie der AfD verschärft dieses Problem. Obwohl es Vorschläge zur Bewältigung dieser Herausforderungen gibt, darunter die Ernennung eines Bundesbeauftragten und die Überarbeitung von Unterrichtsmaterialien, hat die Regierung bisher nur unzureichend reagiert. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, umfassendere Strategien umzusetzen, um dem systemischen Charakter von Islamophobie und Vorurteilen in den Medien zu begegnen.

[i] https://www.dw.com/en/muslims-in-germany-religion-not-a-good-gauge-of-integration/a-57365668#:~:text=And%2061,of%20women

[ii] https://www.destatis.de/EN/Themes/Labour/Labour-Market/Unemployment/_node.html

[iii] https://www.dw.com/en/germany-hostility-toward-muslims-is-widespread/a-66069446#:~:text=Since%202017%2C%20explicitly%20Islamophobic%20crimes,have%20been%20recorded%20each%20year

[iv] https://ec.europa.eu/migrant-integration/news/deutschland-30-der-bevol-kerung-mit-migrations-hinter-grund-haben-abitur_en#:~:text=According%20to%20Statistisches%20Bundesamt%2C%2030,of%20natives%20do

[v] https://qantara.de/en/article/perception-muslims-german-media-heavy-clich%C3%A9s

[vi] https://www.moroccoworldnews.com/2023/07/356316/study-reveals-widespread-hostility-towards-muslims-in-germany

[vii] https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/heimat-integration/BMI23006-muslimfeindlichkeit.pdf?__blob=publicationFile&v=9

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